KI statt Google: Jeder Vierte stellt seine eigene Diagnose mit ChatGPT

KI statt Google: Jeder Vierte stellt seine eigene Diagnose mit ChatGPT

am 14.10.20254 Minuten Lesezeit

KI statt Google: Jeder Vierte stellt seine eigene Diagnose mit ChatGPT

Immer mehr Menschen wenden sich bei gesundheitlichen Fragen nicht mehr an ihren Arzt oder die traditionelle medizinische Literatur, sondern greifen auf Künstliche Intelligenz (KI) zurück. Laut einer aktuellen Umfrage der Unternehmensberatung Deloitte nutzen mittlerweile 25 Prozent der Deutschen KI-Anwendungen wie ChatGPT zur Selbstdiagnose. Der Anstieg von lediglich 9 Prozent im Vorjahr zeigt, wie rasant sich das Nutzerverhalten in diesem Bereich verändert. Doch was bedeutet das für die Zukunft der Gesundheitsversorgung? Ist es sicher, Diagnosen auf Basis von KI-gestützten Tools zu stellen?

Die gegenwärtige Entwicklung von KI in der Medizin

Künstliche Intelligenz hat sich in den letzten Jahren zu einem unverzichtbaren Werkzeug entwickelt, das in verschiedensten Bereichen Anwendung findet. Insbesondere im Gesundheitswesen eröffnen sich durch KI völlig neue Möglichkeiten. Sie reicht von der Analyse großer Datenmengen in der medizinischen Forschung bis hin zur Unterstützung von Ärzten bei Diagnosen und Therapieentscheidungen. Dieses Potenzial ist auch für viele Patienten verlockend: Wer möchte nicht in der Lage sein, schnell Antworten auf Gesundheitsfragen zu erhalten?

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Ursachen der wachsenden Beliebtheit der Selbstdiagnose

Ein Grund für den Anstieg der Selbstdiagnosen über KI-Anwendungen lässt sich auf die einfache Zugänglichkeit der Technologie zurückführen. Anders als bei herkömmlichen Symptom-Checkern von Krankenkassen und medizinischen Einrichtungen handelt es sich bei Tools wie ChatGPT um generelle KI-Anwendungen, die rund um die Uhr verfügbar sind und eine breite Palette an Anfragen abdecken. Die Umfrage von Deloitte befragte im August 2025 insgesamt 1.120 Erwachsene ab 18 Jahren und dokumentiert damit einen klaren Trend in der Gesellschaft.

Vertrauen in KI – gespaltene Meinungen

Es ist jedoch nicht alles Gold, was glänzt. Knapp die Hälfte der Befragten (49 Prozent) sieht den Einsatz von KI im Gesundheitswesen eher als Chance, während 30 Prozent es als Risiko betrachten und 21 Prozent unentschlossen sind. Dies zeigt, dass es hinsichtlich der Verlässlichkeit von KI-Anwendungen vor einem ähnlichen Dilemma steht wie beim klassischen „Dr. Google“. Viele Menschen vertrauen der digitalen Kompetenz der Maschinen nicht oder sind einfach skeptisch, wenn es um ihre Gesundheit geht.

Selbstdiagnose: Eine gefährliche Praxis?

Die zunehmende Nutzung von KI zur Selbstdiagnose wirft auch Fragen nach der Genauigkeit der Informationen auf. ChatGPT und vergleichbare KI-Anwendungen greifen auf Daten und Algorithmen zurück, können aber in der Auswertung von individuellen Symptomen und der Diagnose komplexer Krankheitsbilder versagen. Viele Benutzer könnten dazu verleitet werden, eigenmächtig Behandlungen zu wählen, die möglicherweise nicht nur unwirksam, sondern auch schädlich sein können.

Ein Beispiel: Ein Mann, der den Ernährungstipps von ChatGPT zur Gewichtsreduktion vertraute, landete mit einer Psychose im Krankenhaus. Solche Fälle verdeutlichen die Risiken, die mit der Nutzung von KI-Anwendungen zur Selbstdiagnose verbunden sind.

Der Bedarf an Transparenz und Verlässlichkeit in der KI

Angesichts der wachsenden Nutzung ist ein effektives Regulierungssystem notwendig, das klare Richtlinien für den Einsatz von KI im Gesundheitswesen festlegt. Hier sind nicht nur die Technologieanbieter gefragt, sondern auch die Politik und Gesundheitsbehörden müssen neue Standards definieren, um den verantwortungsvollen Gebrauch sicherzustellen. Nur so kann eine angemessene Balance zwischen Innovation und Patientensicherheit gewährleistet werden.

Nutzung der Daten durch KI: Eine wachsende Akzeptanz

Ein positiver Aspekt der zunehmenden Nutzung von KI ist das schwindende Misstrauen gegenüber der Verwendung eigener Gesundheitsdaten durch medizinische Dienstleistungen. Die Umfrage zeigt, dass in diesem Jahr 50 Prozent der Befragten bereit sind, ihre Daten zur Verfügung zu stellen, ein Anstieg von 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dieses veränderte Bewusstsein könnte der Schlüssel sein, um KI-gestützte Diagnosen in der medizinischen Praxis als akzeptierte Ergänzung zu etablieren.

Fazit: Ein zweischneidiges Schwert

Künstliche Intelligenz bietet immense Möglichkeiten, um das Gesundheitswesen zu transformieren. Die Nutzung von KI zur Selbstdiagnose ist jedoch mit erheblichen Herausforderungen und Risiken verbunden. Die gespaltene Meinungslandschaft zeigt, dass es kein einfaches Ja oder Nein gibt. Es ist entscheidend, dass sowohl Anwender als auch Anbieter von KI-Technologien die Verantwortung übernehmen und sich für eine transparente, sichere und effektive Nutzung einsetzen.

Die Zukunft der Gesundheitsversorgung wird zunehmend von der Interaktion zwischen Mensch und Maschine geprägt sein. Während die Verfahren zur Auswertung und Diagnose durch KI weiterhin verbessert werden, bleibt das Arzt-Patient-Verhältnis unverzichtbar. Menschen müssen ermutigt werden, die Hilfe von medizinischen Fachleuten in Anspruch zu nehmen und KI als ein unterstützendes, aber nicht zwingendes Diagnoseinstrument zu betrachten.